Stefan Biffl ist Professor für Software Engineering am Institut für Softwaretechnik und Interaktive Systeme an der TU Wien und Leiter des Christian Doppler Labors „Software Engineering Integration für flexible Automatisierungssysteme” (CDL-Flex). Die Arbeitsgruppe von Stefan Biffl hat für ihre Arbeiten zahlreiche Best Paper Awards in unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen erhalten.
Stefan Biffl ist Betreuer einer Doktorandin im Doktoratskolleg „Cyber-Physical Production Systems“, in dem zehn DoktorandInnen aus den Bereichen Informatik, Elektrotechnik und Maschinenbau interdisziplinäre Forschung zum Themenbereich Industrie 4.0 betreiben.
Darüber hinaus ist Stefan Biffl Mitglied des IFIP Technical Committee „Software Engineering“ und Co-Editor der aktuellen Bücher „Semantic Web Technologies for Intelligent Engineering Applications“ (Springer, 2016) und „Multi-Disciplinary Engineering for Cyber-Physical Production Systems“ (Springer, 2017).
Woran arbeiten Sie zur Zeit?
Die Entwicklung moderner Software-Systeme, etwa industrieller Produktionsanlagen, ist komplex und Teamarbeit. Die Software-Entwicklung verwendet Beiträge aus unterschiedlichen Disziplinen, etwa Maschinenbau, Elektrotechnik und Softwaretechnik, die unterschiedliche Software-Werkzeuge für die Planung verwenden. Diese Werkzeuge wissen von einander nur wenig und unterstützen die Zusammenarbeit in einem Engineering-Team nicht gut.
Dies wäre aber eine Grundlage für das Funktionieren der Vision Industrie 4.0.
Eine besondere Herausforderung ist es daher, Fehler, die aus der Zusammenarbeit in multidisziplinären Teams entstehen (etwa durch paralleles Arbeiten und die Verwendung unterschiedlicher Fachbegriffe) frühzeitig zu erkennen und zu beheben, oder besser noch zu vermeiden. Eine Grundlage für das Finden der Fehler ist, die Daten aus den verwendeten Software-Werkzeugen geeignet zu integrieren. Eine Möglichkeit dafür ist die automatische Übersetzung der Daten in eine für alle verständliche Sprache, etwa basierend auf dem neuen Standard AutomationML.
Meine Forschungsinteressen im Christian Doppler Labor (CDL-Flex) liegen in den Bereichen der Verbesserung von Prozessen, Methoden und Werkzeugen des Software-/System Engineering sowie der Qualitätssicherung von Software-Modellen. Ziel sind die Verbesserung der Produktivität im Team, etwa durch die Reduktion vermeidbarer Doppelarbeiten und die Verbesserung der Zusammenarbeit in Teams, etwa durch das frühe Finden von Fehlern und Fehlerquellen.
Unternehmenspartner im CDL-Flex sind die Unternehmen logi.cals GmbH, Lösungsanbieter mit dem Software-Werkzeug logi.CAD für die industrielle Automatisierung, CertiCon, Hersteller von Software-Lösungen für die industrielle Simulation, und LieberLieber, Lösungsanbieter mit dem Software-Werkzeug Enterprise Architect.
Was ist für Sie Informatik?
Informatik als Wissenschaft befasst sich mit den theoretischen und praktischen Grundlagen zur Modellierung und Automatisierung von Informationsprozessen, um in der praktischen Anwendung Computersysteme Meet-Babes.com und mittelbar auch Prozesse in der realen Welt zu beherrschen.
Eine besondere Herausforderung für Informatik in der Praxis ist die Teamarbeit in der modernen Software-Entwicklung, da Experten aus ganz unterschiedlichen Fachbereichen zusammenarbeiten müssen und der Überblick oft nicht leicht herzustellen ist.
Das Ergebnis soll für typische Anwender verwendbar sein, die im Vergleich zur Frühzeit der Informatik im Allgemeinen geringere fachliche Expertise mitbringen.
Was sind für Sie Herausforderungen der Gegenwart, bei denen Informatik helfen kann?
Software erbringt in den letzten Jahren einen großen Teil des Mehrwerts von Produkten, etwa in Autos oder Industrieanlagen, und ist damit ein zentraler wirtschaftlicher Faktor. Darüber hinaus ist die Informatik Grundlage für wesentliche Innovationen in vielen anderen wissenschaftlichen Fächern.
Die Digitalisierung der Wirtschaft, Industrie und Gesellschaft bringt allerdings auch neue Herausforderungen mit sich, etwa im Bereich Privacy.
Was haben Sie in der Auseinandersetzung mit Informatik gelernt?
Moderne Computer-Software ist komplex und fehlerhaft; daher ist es notwendig, die Risiken von Fehlern zu minimieren und wichtige Fehler früh zu finden oder zu vermeiden.
Eine wesentliche Grundlage für das Vermeiden von Fehlern ist, dass Informatiker besser verstehen wie Fachexperten aus anderen Disziplinen, die Informatik verwenden sollen, denken.
Gleichzeitig wird es wichtig, dass Fachexperten aus anderen Disziplinen einen Zugang zu den bestehenden Beiträgen der Informatik finden. Hier ist die Einstiegshürde oft zu hoch und zu viel Energie fließt in das Neuerfinden des Rades.
Warum sollten sich StudentInnen für Informatik entscheiden?
Informatik als Ausbildung ist vielfältig, schnell und einfach nutzbar. Im Gegensatz zu Studierenden anderer Studiengänge an der TU Wien kann ein Informatikstudent mit einem Laptop und einer Internetverbindung sehr rasch eigene Dienste anbieten, während andere Studierende Pläne zeichnen, die sie aber mangels Produktionsmitteln nicht selbst umsetzen können.
Informatiker haben daher ein sehr gutes Auskommen und können in verschiedensten Branchen weltweit Mehrwert bringen. Diverse Spezialisierungen, etwa in Richtung Mathematik, Technologie, oder anderer Anwendungsbereiche ermöglichen den Einstieg in oder das Neuerfinden von interessanten Berufsfeldern. Besonders stark gefragt sind Informatiker, die Expertise in einem ergänzenden Fach erworben haben.
Informatiker erlernen Methoden, um Problemen systematisch zu lösen und effizient Werkzeuge herzustellen, die dann die Lösung automatisieren. Daher sind in der Informatik Studierende besonders gut aufgehoben, die Freude am Gestalten haben und Spaß an Mathematik oder Interesse an Computer-Technologien mitbringen.
Was fehlt der Informatik in Österreich?
Österreichische Informatiker sind in vielen Spitzenpositionen in Industrie und Wirtschaft zu finden.
Angesichts der außerordentlich hohen Bedeutung der Beiträge der Informatik für Wirtschaft und Gesellschaft ist die geringe Sichtbarkeit und Anerkennung in Politik und Bildung ein Hemmschuh für den zukünftigen Wohlstand in Österreich.
Besonders sichtbar fehlt der Informatik eine adäquate Informatikausbildung in der Pflichtschule (Computational Thinking statt Erlernen der Bedienung von Software-Anwendungen für Büroaufgaben), die insbesondere auch Frauen für die Informatik begeistert.