Alexander Egyed leitet das Institut für Software Systems Engineering an der JKU Linz und beschäftigt sich unter anderem mit Validierung Automatisierung in der Softwareentwicklung. Vor seiner Berufung zum Professor arbeitete mehrere Jahre in der Wirtschaft und entwicklte unter anderem Steuerungssysteme für Drohnen oder Softwarearchitekturen für die Luftfahrt.
Woran arbeiten Sie zur Zeit?
Da ich seit Oktober 2015 auch als Vizerektor für Forschung an der JKU tätig bin, habe ich derzeit zwei großer Herausforderungen. So leite ich das Institut für Software Systems Engineering, ISSE. Dort beschäftige ich mich mit den Komplexitäten der Softwareentwicklung, die in den letzten Jahren dramatisch gestiegen ist. Hierzu gehörten auch Herausforderungen für die Wartung und Weiterentwicklung von Softwaresystemen. Wir entwickeln Methoden und Werkzeuge, mit denen Unternehmen diese Komplexität besser bewältigen können. Zu diesem Zweck automatisieren wir Teile der Softwareentwicklung oder helfen dabei, sie zu validieren. Als Vizerektor für Forschung habe ich nun weiters die Herausforderung die JKU in eine neue Phase der Forschungsförderung zu führen. Erstmalig fördert die JKU im Rahmen des Linz Institute of Technology (LIT) auch Forschungsprojekte und dies ist eine einmalige Chance multidisziplinäre Ideen umzusetzen. Auch spannend für mich: wie passt die Softwareentwicklung mit mechatronischer Entwicklung zusammen.
Was ist für Sie Informatik?
Viele Menschen verbinden Informatik mit „Programmieren“, wobei man irgendwo alleine in einem dunklen Raum sitzt und Tag und Nacht am Computer arbeitet. Dieses Bild der Informatik ist sehr veraltet und abschreckend und entspricht nicht dem Stand der Softwareentwicklung in der Industrie. Moderne Softwareentwicklung ist Teamarbeit und vereinigt verschiedenartigste Disziplinen. Es gehört zum Aufgabenbereich meines Institutes, gerade diese wichtigen Aspekte der Softwareentwicklung auch den Studierenden zu vermitteln. In der Tat reißen sich Firmen um unsere Informatiker und sie bieten die besten Arbeitsbedingungen. Es ist für mich nicht überraschend, dass IT-Firmen zu den beliebtesten Arbeitgebern zählen. Das moderne Bild der Informatik ist alles andere als dunkel.
Was sind für Sie Herausforderungen der Gegenwart, bei denen Informatik helfen kann?
Die Informatik ist der Motor der modernen Gesellschaft. Sie verleiht Autos oder Tablets ihre „Smartness“. Es gibt heute eigentlich kaum mehr Herausforderungen, bei deren Lösung die Informatik nicht maßgeblich beteiligt ist. Es gibt daher kaum eine Disziplin die die Zukunft mehr beeinflussen kann. Informatiker erfinden damit auch die Rolle des Menschen neu. Für mich ist die größte Herausforderung der Informatik, den Menschen in den absoluten Mittelpunkt zu rücken. Die Zeiten, in denen sich Menschen an Maschinen anpassen mussten, verschwinden. Das Zeitalter der Individualisierung hat uns erreicht. Jeder Mensch ist anders.
Was haben Sie in der Auseinandersetzung mit Informatik gelernt?
Die Informatik ist eine junge Disziplin. Es überrascht mich immer aufs neue, mit welch einfachen Ideen man hier noch die Welt verändern kann. Die Informatik-Revolution hat erst begonnen und es braucht eigentlich sehr wenig, um in der Informatik erfolgreich zu sein: viel Begeisterung und etwas Kreativität. Damit sind alle Menschen geboren.
Warum sollten sich StudentInnen für Informatik entscheiden?
InformatikerInnen gehören zu den bestbezahlten technologischen Berufsgruppen. Es gibt mehr Jobs, als wir Absolventen haben. Viel mehr Jobs. Und das wird noch viele Jahre so bleiben. Es warten die besten Arbeitsbedingungen, und wiederholt werden Informatikberufe zu den besten Berufen der Welt gewählt. Informatik gehört zu den am wenigsten stressvollen und meist-gesuchten Berufen (CareerCast CNN Money, …). Die Berufsmöglichkeiten sind divers. Der Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt. Die Frage ist eigentlich: Warum sollten sich StudentInnen für was anderes als Informatik entscheiden?
Was fehlt der Informatik in Österreich?
Nichts. Die Informatik in Österreich ist bestens aufgestellt. Ich habe schon ihn vielen Ländern gelebt (USA, Canada, England) und kann mit Überzeugung sagen, dass die Informatikausbildung in Österreich spitzenmäßig ist. Unseren AbsolventInnen stehen alle Türen offen – von den besten Firmen der Welt zu den besten Universitäten. Nicht überraschend daher: österreichische Informatiker finden sie in vielen Spitzenpositionen in Industrie und Wirtschaft.