Stefan Woltran ist Professor für „Formal Foundations of Artificial Intelligence“ in der Database and Artificial Intelligence Group der TU Wien. Seine Forschungsschwerpunkte sind Wissens- und Diskursmanagement und Künstliche Intelligenz und das semantische Web.
Woran arbeiten Sie zur Zeit?
Wir beschäftigen uns mit logik-basierten Ansätzen im Wissens- und Diskursmanagement, sowie mit computationalen Aspekten, also Komplexitätsanalyse und Algorithmen-Design, im Bereich der formalen KI.
Links zu aktuellen Forschungs Projekten gibt es hier: Decodyn, Abstract Dialectical Frameworks, Fragment-Driven Belief Change
Was ist für Sie Informatik?
Ich bin wohl nicht der einzige der auf diese Frage gerne mit einem Zitat, das Edsger W. Dijkstra zugeschrieben wird, antwortet. Es lautet sinngemäß „In der Informatik geht es genau so wenig um Computer, wie in der Astronomie um Teleskope“.
Was sind für Sie Herausforderungen der Gegenwart, bei denen Informatik helfen kann?
Technologischer Fortschritt birgt sowohl Chancen als auch Risken, das gilt auch für den Bereich der Informatik. Natürlich wäre es schön, wenn Informatik für weniger Armut und eine friedlichere und gerechtere Welt sorgen würde, aber, um aus einem politischen Lied zu zitieren, „das können wir nur selber tun“.
Was haben Sie in der Auseinandersetzung mit Informatik gelernt?
Dass die Lösung eines Problems zumeist viele neue spannende Fragen aufwirft.
Warum sollten sich StudentInnen für Informatik entscheiden?
Da es sich bei der Informatik um eine sehr vielfältige Wissenschaft handelt, sind diese Fragen nicht einfach zu beantworten. Ich möchte zuerst drei Aspekte nennen, warum man sich für ein Informatikstudium entscheiden sollte:
- Man lernt mit dem flexibelsten Werkstoff umzugehen, den es ja gab.
- Man bekommt verschiedenste Skills (Abstraktion, Projektmanagement, Modellierung)
vermittelt. - Wissenschaftlich ausgebildete InformatikerInnen werden in vielen
spannenden Bereichen wie Biologie, Chemie, Ökonomie, Physik etc. gebraucht.
Um vorab zu prüfen, ob Informatik die richtige Studienwahl sein kann, empfehle ich einfach ein populärwissenschaftliches Buch über Algorithmen in die Hand zu nehmen, aktuell z.B. Christoph Drösser: Total Berechenbar?.
Wenn die Ideen dort nachvollziehbar sind und Interesse wecken, kann nicht viel
schiefgehen!
Was fehlt der Informatik in Österreich?
Die Ausbildung an den Universitäten, Fachhochschulen und HTLs ist an sich sehr gut und deckt ein vielfältiges Spektrum an Schwerpunkten und Qualifizierungen ab.
Die Informatik-Grundausbildung in Mittelschulen und AHS scheint mir ausbaufähig.
Problematisch ist auch, dass Grundlagenforschung im Bereich der Informatik in Österreich fast ausschließlich an Universitäten betrieben wird.