Birgit Hofreiter forscht und lehrt am Institut für Software Technologie und Interaktive Systeme der TU Wien. Darüber hinaus leitet sie das Informatics Innovation Center der TU, das im Jänner als einzige akademische Institution neben vier weiteren Inkubatoren die JumpStart-Förderung des Austria Wirtschaftsservice erhielt.
Woran arbeiten Sie zur Zeit?
Ich arbeite n einem umfassenden Programm zur Verwertung von wissenschaftlichen Ergebnissen. Ich war seit jeher im Gebiet der angewandten Informatik bzw. Wirtschaftsinformatik angesiedelt und habe aus diesem Umfeld heraus das Informatics Innovation Center (i²c) an der Fakultät für Informatik der TU Wien aufgebaut. Mittlerweile ist es ein überfakultäres Center für Entrepreneurship und Innovation an einer technischen Universität, welches Programme für Intra- und Entrepreneurship für StudentInnen (Diploma Supplement on Innovation) sowie Sciencepreneurship für Wissenschaftler (i²c StartAcademy) anbietet, nicht nur um wissenschaftliche Ergebnisse zu verwerten sondern vor allem um sie sichtbar zu machen. Die Ergebnisse der i²c StartAcademy werden an einem eigenen Konferenztag zum Thema Entrepreneurial University der Öffentlichkeit vorgestellt (nächster Event: i²c Networking Friday, Freitag 19. Februar 2016, 9-17 Uhr, Prechtl Saal, Karlsplatz 13, 1040 Wien). Diese Programme hatten zur Folge, dass die TU Wien neben dem Wirtschaftskammerpreis 2015 auch die AWS Jumpstart Förderung erhalten hat, eine Förderung für Inkubatoren und Accelerators. Teams aus dem Diploma Supplement sowie aus der i²c StartAcademy werden im TU eigenen Co-Working Space mit einem speziellen Programm betreut.
Was ist für Sie Informatik?
Informatik ist die Wissenschaft, die Voraussetzungen und Möglichkeiten der Automatisierung untersucht. Dazu entwickelt sie Methoden, die die Analyse und den Entwurf von Software-Systemen unterstützen.
Was sind für Sie Herausforderungen der Gegenwart, bei denen Informatik helfen kann?
Unsere Gesellschaft und wir alle stehen vor einer historisch nie dagewesenen Herausforderung: Die digitale Transformation wird zu tiefgreifenden Veränderungen nicht nur im Arbeitsleben führen. Der Informatik wie auch der Wirtschaftsinformatik kommt eine Schlüsselrolle dabei zu, uns die Chancen, die mit diesem Wandel verbunden sind, aufzuzeigen und uns bei der Nutzung dieser Chancen zu unterstützen.
Was haben Sie in der Auseinandersetzung mit Informatik gelernt?
Vordergründig habe ich viel über den Entwurf und die Architektur von Software-Systemen gelernt. Vor allem aber ist mir mit der Zeit deutlich geworden, dass die Entwicklung flexibler Software Modelle erfordert, die auf leistungsfähigen Abstraktionen beruhen. Wir müssen uns also fragen, wie die jeweilige Domäne jenseits heute vorgefundener Erscheinungsformen morgen aussehen könnte. Auf diese Weise leistet die Modellierung einen wichtigen Beitrag dazu, unser Verständnis über den jeweiligen Anwendungsbereich und damit über die Welt, in der wir leben, zu fördern.
Warum sollten sich StudentInnen für Informatik entscheiden?
Ein Studium der Informatik oder der Wirtschaftsinformatik bietet eine überaus attraktive Perspektive. Die Studieninhalte weisen eine recht große Bandbreite von technischen Aspekte bis zu sehr spannenden zukünftigen Anwendungsszenarien auf. Gleichzeitig bieten beide Fächer ihren AbsolventInnen langfristig glänzende Perspektiven am Arbeitsmarkt und die faszinierende Aussicht, direkt an der Gestaltung der Welt von morgen beteiligt zu sein.
Was fehlt der Informatik in Österreich?
Leider entspricht der Stellenwert, den die Informatik in der Öffentlichkeit, aber auch in der Politik einnimmt, nicht ihrer herausragenden Bedeutung für die Gestaltung unserer Zukunft. Vielmehr sieht sich die Informatik immer noch einer Reihe längst nicht mehr passender Vorurteile gegenüber, die nicht zuletzt Mädchen von einem Informatik-Studium abhält. Wir müssen deshalb daran arbeiten, das Image der Informatik in Österreich aufzuwerten, um die Attraktivität einschlägiger Berufe zu fördern.