Ivona Brandic ist Associate Professor für High Performance Computing Systems an der TU Wien. Sie beschäftigt sich mit High Performance Systemen, Datenanalyse und energieeffizienten Systemen.
2015 erhielt sie den START-Preis des FWF, die höchste Auszeichnung für junge ForscherInnen in Österreich.
Woran arbeiten Sie zur Zeit?
Ich beschäftige mich mit der effizienten Ausführung der großen sogenannten ultra-scale Applikationen. Solche Applikationen findet man z.B. im Zusammenhang mit Smart-Cities wobei Verkehrs-, politische, und Lifestyle-Aktivitäten einer Stadt durchgeführt werden. Um solche Applikationen effizient ausführen zu können, werden viele Ressourcen benötigt, 100, 1.000, 10.000,… Server. Heutzutage benutzt man Konzepte der Virtualisierung um diese Ressourcen flexibel und energieeffizient zu nutzen. Ich entwickle Methoden um solche große Applikationen zufriedenstellend für die User, aber mit möglichst niedrigem Energieverbrauch auszuführen.
Was ist für Sie Informatik?
Eine sehr breite Disziplin, die heute allgegenwärtig ist. Sie beschäftigt sich mit der Informationsverarbeitung auf verschiedenen Granularitäten, von der Mikroebene wie Smart Devices, Smart Phones, über unternehmensweiten Netze, bis hin zu globalen Ultrascale-Systemen. Informatik ist alles, was benötigt wird um solche Systeme zu designen, zu implementieren und zu betreiben. Informatik beinhaltet auch ein breites Spektrum auch an Interdisziplinarität von Mathematik bis hin zu Psychologie.
Was sind für Sie Herausforderungen der Gegenwart, bei denen Informatik helfen kann?
Das interessante ist, dass Informatik tatsächlich bei fast allen Herausforderungen unserer Gegenwart hilft bzw. beteiligt ist – hier nur ein paar Beispiele zu nennen:
Medizin: Menschen werden dank guter Krankenversorgung heutzutage immer älter. Deshalb wird heute an vielen Konzepten gearbeitet, um kosteneffiziente Pflege von Kranken und älteren Menschen zu ermöglichen. Home Assisted Living ist ein neues Konzept, wobei vitale Funktionen der Menschen in speziell ausgerüsteten Wohnungen automatisch überwacht werden. So können Kosten für die Pflege reduziert werden. Diese Technologie bringt aber auch sehr viele neue Herausforderungen wie die Sicherheit der Daten und die Wahrung der Privatsphäre jeden Einzelnen.
Wir erleben derzeit enorme Anforderungen an Mobilität der Menschen, hier werden selbstfahrende Autos helfen. Da spielt Informatik eine zentrale Rolle.
Oder beim Umweltschutz, da kann Informatik in mehrfacher Hinsicht helfen: z.B. bei der Erforschung neuer/alternativer Energiequellen durch Computersimulationen.
Die Liste wäre noch sehr lang…
Was haben Sie in der Auseinandersetzung mit Informatik gelernt?
Mann/Frau muss sehr schnell reagieren/denken/kommunizieren, Informatik ist eine sehr dynamische Wissenschaft!
Warum sollten sich StudentInnen für Informatik entscheiden?
Es ist ein sehr zukunftsträchtiges Studium, das allerdings vieles offen lässt und sich ständig verändert. Es bietet sich ein breites Feld an Berufen, man hat viele Möglichkeiten, alles bleibt sehr spannend. StudentInnen müssen sehr kritisch sein, vieles hinterfragen und eine gute Portion Durchsetzungsvermögen mitbringen. Das besonders Spannende ist, dass viele derzeitige StudentInnen eines Tages in Berufen arbeiten werden, die es heute gar nicht gibt.
Was fehlt der Informatik in Österreich?
Da Österreich sehr klein ist sollten die wissenschaftlichen Aktivitäten noch besser koordiniert werden um das volle Potenzial – und vor allen die Synergien zwischen den einzelnen Forschern, Forscherinnen und Forschungsgruppen – zu nutzen.