„Es ist zwar im Prinzip eine Schritt in die richtige Richtung, wenn die Bundesregierung die Zahl der Informatik-Studienplätze erhöhen will. Eine Steigerung der Studienplätze macht allerdings nur dann Sinn, wenn die Regierung gleichzeitig mehr finanzielle Ressourcen für die universitäre Informatik zur Verfügung stellt, um so die Ausbildungskapazität zu erhöhen“, sagt Prof. Gerald Steinhardt, Vorsitzender von Informatik Austria.
„Eine Ankündigung, zusätzliche Studienplätze zu schaffen, macht nur als Teil eines strategischen Plans zur Weiterentwicklung von Informatik in Österreich Sinn“, hält Steinhardt fest. Informatik Austria, der Zusammenschluss der Informatikfakultäten und -departments an österreichischen Universitäten, hat einen solchen Plan entwickelt und richtet drei zentrale Forderungen an die neue Bundesregierung:
1. Einführung eines verpflichtenden Schulfaches Computational Thinking / Informatik von der Volksschule bis zur Matura
2. Brain Gain Informatik: Verdoppelung des Budgets für die universitäre Informatik in der kommenden Legislaturperiode, um einerseits die besten ForscherInnen anzuziehen und mit Forschungs- und Lehrgruppen auszustatten und andererseits vermehrt SchülerInnen für Informatik zu interessieren und die Zahl der Studierenden/AbsolventInnen zu erhöhen.
3. Schaffung der gesetzlichen Voraussetzungen für ein „Studierendenleitsystem“ mit Prioritätennennung von Universitäten bei der Bewerbung um einen Studienplatz in der Informatik (in Ergänzung zu den Aufnahmeverfahren).
Damit sollen drei Ziele erreicht werden:
- Die Informatik-Forschung an Universitäten muss substantiell gestärkt werden.
- Die Informatik-Ausbildung an Schulen muss verbessert werden.
- Die Erhöhung der Zahl der Studienplätze durch Zuweisung zusätzlicher Ressourcen an die universitäre Informatik.
Ausbau Österreichs zum Informatik-Hotspot in Europa
Informatik und Informationstechnologie sind die Triebkräfte der Gegenwart: Kein anderer Bereich schafft so viel Innovation, in keinem anderen Wirtschaftszweig ist die Nachfrage nach hochqualifizierten Fachkräften so groß. Informatik bedeutet allerdings weit mehr, als „nur“ zu Programmieren. Die Grundlagen für Innovation, neue Technologien und Weiterentwicklungen, die die ganze Welt verändern, werden in der Forschung geschaffen.
Daher fordert Informatik Austria eine Verdoppelung der Budgets für Informatik-Fakultäten innerhalb der laufenden Legislaturperiode. Das Budget von rund 120 Millionen soll schrittweise in den nächsten vier Jahren auf insgesamt 240 Millionen Euro jährlich angehoben werden. „InformatikerInnen sind die zentralen Problemlöser der Informations- und Wissensgesellschaft“, sagt Gerald Steinhardt.
„Mit dieser Investition gewinnen wir die großen Talente für Österreich, statt sie zu verlieren. Und wir können die Zahl der Ausbildungsplätze in Informatik steigern und dabei die Qualität der Ausbildung halten.“ Gerade Investionen in die Informatik-Forschung sichern die herausragende Qualität der heimischen Forschung, schaffen Jobs und stellen vor allem auch sicher, dass Österreich nicht den Anschluss an die zentralen Zukunftsthemen verliert.
Verbesserung der Schulausbildung in Informatik
Informatik-Ausbildung muss allerdings schon an den Schulen beginnen. Fundiertes Informatik-Wissen gehört heute zu einer guten Ausbildung. Ein notweniger Schritt dafür ist die Einführung des verpflichtenden Schulfaches „Computational Thinking“ bzw. Informatik, das neben fundamentalen Fertigkeiten wie Lesen, Schreiben und Rechnen als vierte Kulturtechnik – von der Volksschule bis zur Matura – gelehrt wird. „Moderne Technik bietet viele Möglichkeiten – man muss diese allerdings verstehen können. Computational Thinking mit den zentralen Fähigkeiten Logik, Abstraktion und analytische Vorgehensweise ist dabei eine zentrale Kulturtechnik. Dieser sollte durch die Einführung eines verpflichtenden Schulfaches von der Volksschule bis zur Matura der gleiche Stellenwert eingeräumt werden, wie allen anderen technischen Fächern – oder wie Lesen, Schreiben und Rechnen“ – so die Forderung von Informatik Austria.
„Studierendenleitsystem“ bei der Bewerbung um Informatik-Studienplätze
Zuletzt muss auch die Auslastung der vorhandenen Studienplätze in ganz Österreich verbessert werden. Dazu schlägt Informatik Austria als Ergänzung zu den Aufnahmeverfahren die Einführung eines „Studierendenleitsystems“ mit Prioritätennennung von Universitäten bei der Bewerbung um einen Studienplatz in Informatik vor: „Studieninteressierte sollen bei der Bewerbung um einen Studienplatz an einer Universität, welche ein Aufnahmeverfahren durchführt, drei Universitäten nach Prioritäten gereiht angeben Wenn die Aufnahme bei der ersten Wahl nicht klappt, kann ihnen die zweit- bzw. drittgenannte Universität einen Platz anbieten“, erklärt Steinhardt. „So können wir erreichen, dass möglichst alle BewerberInnen einen Studienplatz finden – und dass die Informatik-Kapazitäten an allen österreichischen Universitäten optimal ausgelastet sind.“
Gemeinsam mit dem Fachverband UBIT der WKÖ hat Informatik Austria diese Forderungen an die Bundesregierung ausgearbeitet. Denn nur ausreichende Qualität in der Forschung stellt auch ausreichenden Nachwuchs an hochqualifizierten Fachkräften für die Wirtschaft sicher. Das ausführliche Forderungspapier finden Sie hier.