ChatGPT feiert nicht nur Geburtstag, sondern auch ein Jahr bahnbrechender Innovationen und unübertroffener Erfolge.
Vor genau einem Jahr wurde die künstliche Intelligenz ChatGPT in die digitale Welt eingeführt und hat seitdem die Art und Weise, wie wir mit künstlicher Intelligenz interagieren, revolutioniert. Informatik Austria, ein Zusammenschluss der Informatikinstitute österreichischer Universitäten, nimmt nun Stellung zur Entwicklung und den Facetten von Künstlicher Intelligenz (KI).
Ein Jahr der Kommunikationsrevolution
Seit seinem Launch hat ChatGPT die Erwartungen übertroffen und sich als führender Chatbot in der Welt der künstlichen Intelligenz etabliert. Seine Fähigkeit zu natürlicher, menschenähnlicher Konversation hat nicht nur Unternehmen, sondern auch Einzelpersonen dabei unterstützt, auf innovative Weise zu kommunizieren.
Roman Kern, Professor der TU Graz und Mitglied von Informatik Austria äußert sich nun zum Thema Künstliche Intelligenzen (KI), wie diese sich entwickeln und beleuchtet sowohl die Sonnen- als auch die Schattenseiten von KI´s wie ChatGPT.
Zu der Entwicklung von Künstlichen Intelligenzen wie ChatGPT
„Aus Sicht der Wissenschaft kam diese Entwicklung nicht ganz unerwartet“, denn man konnte Fortschritte in den Bereichen Text- und Bildgenerierung auf Basis von großen Datenmengen und immer weiterentwickelten Modellen beobachten, bei denen die Maschine schon das Niveau von Menschen erreicht hat. „Das hatte zur Folge, dass immer bessere und herausfordernde Tests entwickelt werden mussten, um unterschiedliche Modelle vergleichen zu können und den Fortschritt messbar zu machen“, so Roman Kern.
Die Menge an unterschiedlichen Kompetenzen wie die Sammlung von Datensätzen, die Bereitstellung und Wartung von Rechnungsressourcen und das Programmieren von Softwares stellt „eine große Herausforderung für die Entwicklung von modernen generativen KIs“ dar, weshalb laut Roman Kern „bislang nur große, finanzstarke Firmen entsprechende Modelle entwickeln können und damit auch den technischen Fortschritt und die Forschung dominieren“.
Die Sonnen- und Schattenseiten von ChatGPT
Vor allem die Gruppe der Schüler:innen und Studierenden nutzen Tools wie ChatGPT als Unterstützung beim Lernen, zu Recherchezwecken oder als Formulierungshilfe, sodass beispielsweise grammatikalische Fehler vermieden werden können. „Viele Lehrende berichten, dass ChatGPT und ähnliche Tools inzwischen sehr weit verbreitet sind“, meint Roman Kern.
Die Gefahr daran sei jedoch, dass Schüler:innen und Studierende die Kompetenz „zu erkennen, wann die Maschine eine Antwort liefert“ erst vermittelt bekommen müssen und so der Maschine blind vertraut wird. Das erweist sich als problematisch, da laut Roman Kern „fast 70% der gemachten Referenzen entweder nicht passen, oder gar nicht existierten“.
Roman Kern über die Bedenken im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz
Durch den Erfolg von ChatGPT als schnellste wachsende Online-Plattform ist das Thema KI medial sehr präsent. Es ist auch kein Geheimniss mehr, dass Unternehmen und Mitarbeiter:innen sich die Frage stellen, wie sich KI auf Arbeitsplätze auswirken wird. „Allgemein gibt es viele Bedenken, weil die Technologie in einigen Bereichen noch nicht ausgereift ist“ sagt Roman Kern. Bei den Bedenken handelt es sich beispielsweise um Haftungsfragen, wenn eine Firma ein fremdes KI-Modell verwendet und es daraus zu einem Schaden kommt oder um ethische Fragen, die die Daten betreffen, mit denen KI-Modelle trainiert und gebaut wurden (Sind alle Bevölkerungsgruppen vertreten? Finden sich Vorteile in den Aussagen der KI?). Einige Forscher:innen schätzen es als problematisch ein, dass die Technologie aktuell primär in einer kleinen Anzahl von Technologiekonzernen konzentriert ist. Hinzu kommt eine schnelle und zielgerichtete Erzeugung von Falschinformationen durch sogenannte „Trollfarmen“.
Es ist wichtig, dass all diese Bedenken geäußert und beachtet werden, damit weiter an einer Definition der Aspekte, die eine „Trustworthy AI“ ausmachen, gearbeitet werden kann, so wie es die High-Level Expert Group schon 2019 getan hat. Die Definition ist die Basis für den „AI-Act“ der EU, der verschiedene Risikogruppen vorsieht und damit vorschreibt, welche Eigenschaften erfüllt werden müssen. „Um dies zu erreichen, muss in vielen Bereichen noch geforscht werden und dazu ist auch ein enger Austausch mit der Politik und der Industrie notwendig“, meint abschließend Roman Kern.
Und nun?
Es wird also deutlich, dass es noch viele ungeklärte Fragen, Bedenken und Forschungslücken im Zusammenhang mit Künstlichen Intelligenzen und somit auch ChatGPT gibt. Die KI steckt noch in den Kinderschuhen. Allerdings kann man schon jetzt positive Auswirkungen gerade von ChatGPT erkennen, vor allem, was den Lernerfolg von Schüler:innen und Studierenden betrifft. Wir können ChatGPT also herzlich zum Geburtstag gratulieren und sagen „wie schön, dass du geboren bist, wir hätten dich sonst sehr vermisst“!
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Weitere Informationen: Die Plattform „Informatik Austria“ ist ein Zusammenschluss der Informatikinstitute der österreichischen Universitäten. Ziel ist die Vernetzung, Verstärkung und Kommunikation der heimischen Informatik.
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