Claudia Plant ist Professorin für Data Mining an der Falkutät für Informatik der Universität Wien. Aktuelle Schwerpunkte ihrer Arbeit sind parameterfreies Data Mining auf informationstheoretischer Basis und Data Mining in Biomedizin und Neurowissenschaften.
Woran arbeiten Sie zur Zeit?
Mit meiner Forschungsgruppe Data Mining an der Universität Wien entwickle ich Methoden, um große und komplexe Daten für den Menschen verständlich zu machen. Unsere Methoden finden Muster, wie z.B. sternförmige Verbindungsmuster in sozialen Netzwerken oder kausale Zusammenhänge zwischen verschiedenen Wetterparametern. Unsere Techniken setzen wir gemeinsam mit Kooperationspartnern zur Erforschung von Fragestellungen aus Biologie, Medizin, Neurowissenschaften und Umweltwissenschaften ein.
Was ist für Sie Informatik?
Informatik ist die Wissenschaft der automatisierten Verarbeitung von Information. Informatik ist sehr dynamisch, spannend und vielseitig. Grundlagen aus der Mathematik und den Ingenieurswissenschaften werden häufig mit einer praxisnahen experimentellen Herangehensweise zur Problemlösung kombiniert. Oft arbeiten Informatiker dabei eng mit Anwendern zusammen.
Was sind für Sie Herausforderungen der Gegenwart, bei denen Informatik helfen kann?
Durch die Digitalisierung durchdringt Informatik alle Lebensbereiche und diese Tendenz wird noch zunehmen. Informatikmethoden tragen dazu bei, Antworten auf drängende Fragen unserer Zeit zu finden. Durch den demographischen Wandel werden bestimmte Krankheiten wie Alzheimer häufiger. Wir haben sehr viele Daten über die Patienten und suchen darin nach bisher unbekannten Mustern, die der Entstehung der Erkrankung entgegenwirken oder zumindest den Verlauf verlangsamen. Um ein anderes Beispiel zu geben: Für den Energiewandel ist es sehr wichtig, den Ertrag von Sonnen- und Windenergie möglichst präzise vorherzusagen, damit das Netz gleichmäßig ausgelastet ist und zu jeder Zeit die Versorgung zu einem attraktiven Preis sichergestellt ist. Klimamodelle und zahlreiche lokale Messstationen liefern riesige Datenmengen. Wir brauchen zur Vorhersage in Echtzeit effiziente und genaue Informatikmethoden. Neben diesen beiden Beispielen gibt es noch zahlreiche weitere: Wir brauchen Informatik-Methoden für die Verkehrsplanung, um zu jeder Zeit den besten Mix an Verkehrsmitteln zu finden, oder zur Optimierung landwirtschaftlicher Erträge. Die Digitalisierung wird häufig kritisch gesehen. Eine Herausforderung für Informatiker und die gesamte Gesellschaft ist es, diese Entwicklung ethisch zu begleiten um sicherzustellen, dass sich unsere Lebenswelt zum Positiven verändert.
Was haben Sie in der Auseinandersetzung mit Informatik gelernt?
Informatik braucht viel Disziplin und auch Frustrationstoleranz. Ich glaube aber, man kann in der Informatik außerordentlich kreativ sein und seine Ideen in relativ kurzer Zeit realisieren.
Warum sollten sich StudentInnen für Informatik entscheiden?
Informatik ist viel vielseitiger, als es auf den ersten Blick erscheint. Man sollte idealerweise eine Tüftlernatur sein (also gerne an Problemen arbeiten und nicht so leicht aufgeben), mit der Mathematik nicht auf Kriegsfuß stehen, sowie kommunikativ und vielseitig interessiert sein.
Was fehlt der Informatik in Österreich?
Eine gute Informatikausbildung braucht eine intensive Betreuung der Studierenden und eine Verknüpfung von Forschung und Lehre. Massenveranstaltungen alleine sind nicht genug. Wir arbeiten mit fortgeschrittenen Studierenden in kleinen Gruppen und binden sie in Forschungsprojekte ein. In Zukunft wird das Interesse an Informatik wahrscheinlich weiterhin ansteigen, daher brauchen wir mehr Personal an den Hochschulen.