Robert Elsaesser leitet die Efficient Algorithms Group am Fachbereich Computerwissenschaften der Universität Salzburg. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich verteilter und paralleler Algorithmen.
Woran arbeiten Sie zur Zeit?
Ich arbeite in erster Linie an parallelen und verteilten Algorithmen. Das Ziel besteht darin, mit einer großen Anzahl von Rechenknoten Probleme aus Wirtschaft und Wissenschaft effizient zu lösen. Die Aufgaben können dabei sehr vielfältig sein – sie reichen von der effizienten Nutzung großer paralleler Systeme, über fundamentale Probleme in großen dezentralen Netzwerken – wie die effiziente Verteilung und Speicherung von Informationen –, bis hin zu der Analyse von natürlichen verteilten Prozessen – wie etwa die Ausbreitung von Epidemien in großen Populationen.
Was ist für Sie Informatik?
Informatik ermöglicht uns, Antworten auf wichtige Fragen in vielen Bereichen der Wirtschaft und Wissenschaft zu finden. Das geschieht einerseits über die immer fortschreitende technologische Entwicklung; andererseits ist es für die Lösung dieser Probleme noch wichtiger, ausgeklügelte, effiziente Verfahren zu entwickeln. Erst dadurch können wir die Technologien der heutigen Zeit ausnutzen und die immer größer werdenden Probleminstanzen bewältigen. Um einige Beispiele zu nennen: hinter der Beantwortung einer Suchanfrage im Web stehen clevere Algorithmen, die auf Markov-Prozessen aufbauen; oder das Berechnen von schnellen Verbindungen in Navigationssystemen beruht auf effizienten Algorithmen, die die kürzesten Wege in gewichteten Graphen finden.
Was sind für Sie Herausforderungen der Gegenwart, bei denen Informatik helfen kann?
Die Herausforderungen der Gegenwart, bei denen Informatik helfen kann, sind sehr vielfältig. Ich bin überzeugt, dass Informatik in Zukunft beispielsweise bei der Bekämpfung weltweiter Epidemien eine Schlüsselrolle spielen wird, indem man die Ausbreitung von Krankheiten mit Hilfe geeigneter Zufallsprozesse modelliert und anschließend simuliert. Es gibt aber eine Reihe weiterer gesundheitsspezifischer Fragestellungen, für die Informatik eingesetzt werden kann. Als Beispiel möchte ich hier die Entwicklung von Medikamenten erwähnen. Aufwendige Berechnungen können helfen, Wirkstoffe auf die biochemischen Reaktionen im Körper des Menschen möglichst gut abzustimmen, damit diese ihre Wirkung zielgerichtet entfalten können. Natürlich gibt es nicht nur in der Medizin große Herausforderungen, bei denen Informatik helfen kann. Komplexe Herstellungsprozesse etwa in der Industrie, moderne Autos oder unser Finanzsystem wären ohne Informatik undenkbar und um die meisten Herausforderungen in diesen Bereichen meistern zu können, brauchen wir Informatiker.
Was haben Sie in der Auseinandersetzung mit Informatik gelernt?
Wichtig ist, den Problemen, die man lösen will, auf den Grund zu gehen. Man muss alle Einzelheiten richtig verstehen, um eine Aufgabe bewältigen zu können. Jedes Detail, jeder noch so kleine Puzzleteil kann wichtig sein und letztendlich zur Lösung führen.
Warum sollten sich StudentInnen für Informatik entscheiden?
Informatik durchdringt alle Bereiche unseres modernen Lebens und es ist ein sehr schönes Gefühl, ein Problem gelöst zu haben, das vorher noch niemand geknackt hat. Informatik ist in erster Linie Lösekompetenz. Man lernt, sich mit unterschiedlichsten Problemstellungen ausführlich auseinanderzusetzen und dabei die Technologien der heutigen und künftigen Zeit effizient zu nutzen.
EinE StudentIn der Informatik sollte in erster Linie gutes analytisches Denken haben, an neuen Lösungen für unterschiedlichste Problemstellungen interessiert sein und Begeisterung für neue Technologien mitbringen.
Was fehlt der Informatik in Österreich?
Österreich verfügt über eine Reihe von Instrumenten, um angewandte Forschung zu fördern. Natürlich profitieren Teile der Informatik auch von diesen Instrumenten. Ich denke, wenn im Grundlagenbereich die Höhe der Fördermittel auf ein ähnliches Niveau wie im angewandten Bereich steigen könnte, dann würde davon die Innovationskraft unseres Landes erheblich profitieren. Des Weiteren denke ich, dass wir viel mehr junge Leute für Informatik begeistern sollten.