Michael Felderer – InformatikerIn der Woche

Michael Felderer beschäftigt sich am Institut für Informatik der Universität Innsbruck mit Software Engineering und Security. Neben seiner akademischen Tätigkeit arbeitet Felderer auch als Berater und Vortragender. Im Herbst 2015 wurde er mit dem Tiroler Förderpreis für Wissenschaft ausgezeichnet.

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Woran arbeiten Sie zur Zeit?

Ich arbeite vor allem an Methoden und Werkzeugen, um die Entwicklung qualitativ hochwertiger und sicherer Software zu verbessern. Ich forsche also im Software Engineering. Im Speziellen entwickle ich neue Ansätze für Software- und Security-Tests, das Anforderungsmanagement sowie die Automatisierung der Softwareentwicklung, und ich evaluiere deren Effektivität und Effizienz zumeist in einem modernen, datenintensiven und industriellen Kontext. In meiner Forschung spielen deshalb empirische Methoden, Data Science und die Zusammenarbeit mit der Industrie eine große Rolle. Da der Einsatz empirischer Methoden und von Data Science im Software Engineering relativ neu ist, bin ich auch daran interessiert, die Forschungsmethodik in diesem Bereich weiterzuentwickeln. Ergebnisse meiner Forschung zeigen eine große Hebelwirkung der bereitgestellten Methoden für die Qualität und Sicherheit von Software sowie deren effiziente Entwicklung und unterstützen damit insgesamt die Rolle von Software als Innovationstreiber der modernen Welt.

Was ist für Sie Informatik?

Dreh- und Angelpunkt der Informatik ist für mich die automationsunterstütze Verarbeitung von Information auf Basis unterschiedlicher Technologien (typischerweise Digitalelektronik, aber auch Quantentechnologie) in allen Anwendungsbereichen des modernen Lebens. Die Informatik stellt dafür theoretische, praktische und technische Konzepte bereit. Für mich persönlich bietet die Informatik ein spannendes und zukunftsträchtiges Betätigungsfeld, das mir sehr viel Freude bereitet und es mir ermöglicht, an der Lösung wichtiger gesellschaftlicher Problemstellungen mitzuwirken.

Was sind für Sie Herausforderungen der Gegenwart, bei denen Informatik helfen kann?

Ich möchte die Frage mit einer Gegenfrage beantworten: Gibt es Herausforderungen der Gegenwart, die ohne Unterstützung der Informatik gelöst werden können?

Was haben Sie in der Auseinandersetzung mit Informatik gelernt?

Ich habe gelernt, dass es für die praktische Nutzbarmachung von Informatik, speziell im Software Engineering unerlässlich ist, auch den menschlichen Faktor zu berücksichtigen. Je weiter die technologische Entwicklung fortschreitet, umso wichtiger werden auch humane Aspekte.

Warum sollten sich StudentInnen für Informatik entscheiden? 

Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Studien bietet ein absolviertes Informatikstudium mehr oder weniger uneingeschränkte horizontale und vertikale Entfaltungsmöglichkeiten bei der Berufswahl. Da die Informatik alle Lebensbereiche durchdringt, hat man sehr viele Freiheiten, den Ort und die Branche seiner beruflichen Tätigkeit zu wählen. Darüber hinaus bietet ein Informatikstudium sehr viele Aufstiegschancen, und der Weg in die Selbstständigkeit ist einfacher als in anderen Fächern. Da ein Informatikstudium sehr arbeitsintensiv ist und viel Einsatz erfordert, sollte man eine gewisse Leidenschaft für Themenstellungen der Informatik mitbringen. Der oder die ideale InformatikstudentIn kombiniert analytische Fähigkeiten, um abstrakte Problemstellungen zu durchdringen, mit konstruktiven Fähigkeiten, um diese in IT-unterstützte praktische Lösungen umzusetzen.

Was fehlt der Informatik in Österreich?

Der Informatik in Österreich mangelt es häufig an gesellschaftlicher Sichtbarkeit. Der Informatikunterricht ist in der Schule unterrepräsentiert und es gibt zu wenige gut ausgebildete Informatiklehrende. In der Wirtschaft fehlt es oft an einem Bewusstsein für die zentrale Rolle, die qualitativ hochwertige und sichere Software heutzutage für den Geschäftserfolg von Unternehmen einnimmt.